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10 Schritte zur Praxisgründung von Ärzten und Zahnärzten

Viele Mediziner hegen den Wunsch nach einer eigenen Praxis. Der Weg dahin ist häufig spannend und aufregend, aber auch herausfordernd. Es lauern Stolpersteine, welche die Aufnahme der selbständigen Tätigkeit erschweren, hinauszögern oder gar verhindern. Im Verlaufe des Prozesses gemachte Fehler sind, wenn überhaupt, im Nachhinein oft nur mit grossem zeitlichem und finanziellem Aufwand zu korrigieren. Um den Start in die Unabhängigkeit zu vereinfachen, hat die neidhart rüttimann & partner ag einen bewährten, holistischen 10-Schritte-Ablaufplan erstellt. Die wichtigsten Erkenntnisse, die Beschreibung der einzelnen Schritte sowie die grössten Hindernisse bilden wir nachfolgend ab.

Vorprüfung zur Praxisgründung

Für eine erfolgreiche Gründung und damit Start in die Selbständigkeit ist die wichtigste Voraussetzung eine gute Gesundheit und die damit verbundene vorbehaltlose Versicherungsdeckung. Sie sind sich nicht sicher, ob Sie diese Voraussetzungen erfüllen und ob die Versicherungsdeckung ausreichend ist? Zögern Sie nicht länger und nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Wir helfen Ihnen gerne mit unserer langjährigen Erfahrung weiter.

Schritt 1: Prüfung Anerkennung der Selbständigkeit und Bewilligungsvoraussetzungen

Es spielt keine Rolle, ob Sie als Arzt oder Zahnarzt in die Selbständigkeit mit einer Praxisübernahme oder einer Praxisgründung starten können. Bevor Sie mit der Berufsausübung starten möchten, bedarf es in der Schweiz einer Bewilligung von der jeweiligen kantonalen Gesundheitsdirektion. Dabei gilt es zu beachten, dass es regionale und vom Fachgebiet abhängige Zulassungsstopps oder -einschränkungen gibt. Zusätzlich muss die Anerkennung der selbständigen Erwerbstätigkeit bei der zuständigen Ausgleichskasse beantragt werden. In der Regel erhalten Ärzte oder Zahnärzte mit einer eigenen Praxis diese Bestätigung.

Im Artikel «Was sind die Voraussetzungen zur Selbständigkeit für Ärzte und Zahnärzte?» wird detailliert geschildert, was für eine reibungslose Praxisgründung erforderlich ist.

Schritt 2: Den perfekten Praxisstandort finden

Sofern Sie sich noch nicht für einen konkreten Standort entschieden haben, sollten Sie die Markt- und Bedarfsanalyse für verschiedene Regionen durchführen und den aufgrund der Resultate bevorzugten Praxisstandort wählen. Diese Analysen bilden eine wichtige Basis für einen optimalen Start und helfen das Marktumfeld und den Bedarf besser zu verstehen.

Mit Hilfe von relevanten Fragen, die im Artikel «Wie finde ich den perfekten Praxisstandort» zusammengetragen wurden, können Sie optimale Bedingungen für die Praxisgründung schaffen.

Schritt 3: Praxisräumlichkeiten mieten

Nachdem Sie in Schritt 2 eruiert haben, welche Region oder Gemeinde für Ihre Praxisgründung am besten ist, kann mit der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten gestartet werden.

Der genaue Praxisstandort hat für den künftigen Erfolg eine hohe Bedeutung. Deshalb sollten diverse Aspekte in die Entscheidung einfliessen. Eine Grundsatzfrage ist, ob das Objekt gemietet oder erworben werden soll. Bei Ärzten und Zahnärzten ist die beliebtere und häufigere Form die Miete von Praxisräumlichkeiten. Ärzte und Zahnärzte sind für Vermieter ein sehr spannendes Mieterklientel, was bei der Gestaltung des Mietvertrags berücksichtigt werden sollte. Bevor Sie sich definitiv entscheiden, sollten Sie die wichtigsten Themen bei der Miete von Praxisräumlichkeiten beachten und prüfen. Warten Sie mit der Unterzeichnung des Mietvertrages zu, bis Sie die Finanzierung Ihrer Praxisgründung gesichert haben (siehe Schritt 6).

Schritt 4: Konzept für Patientenakquise und Aussenauftritt

Patienten zu gewinnen ist je nach Fachrichtung und Konkurrenzsituation eine anspruchsvolle Aufgabe. Sofern Sie bereits über einen Patientenstamm oder ein grosses Netzwerk verfügen, erleichtert Ihnen dies die Praxisgründung wesentlich.

Obwohl die Patientenakquise zu den essenziellen Punkten hinsichtlich einer erfolgreichen Praxisgründung gehören, erhält dieser Schritt in der praktischen Umsetzung häufig zu wenig Aufmerksamkeit. Ein nachvollziehbares und gut durchdachtes Patientenakquise-Konzept ist auch eine der Grundvoraussetzungen, um von einer Bank eine Praxisfinanzierung zu erhalten (siehe auch Schritt 6), weshalb die konzeptionellen Überlegungen bereits vor der Praxisgründung gemacht werden müssen. Deren Umsetzung folgt dann unter Schritt 9 und begleitet Sie während mehrerer Jahre Ihrer Selbständigkeit.

Was konkret bei der Patientenakquise und beim Aussenauftritt beachten werden soll, finden Sie im verlinkten Artikel. Damit sind Sie optimal für die Vermarktung Ihrer Praxis vorbereitet.

Schritt 5: Um- oder Ausbau der Zahnarzt- oder Arztpraxis

Sofern die gewählten Räumlichkeiten nicht bereits vollumfänglich Ihren Vorstellungen entsprechen, wird ein teilweiser Um- oder Ausbau notwendig. Damit Sie den weiteren Prozess planen können, müssen die Kosten sowie der Zeitbedarf mit einer Fachperson (Architekt o. ä.) geplant werden. Zudem sollten Sie auch hinsichtlich der medizinischen Einrichtungen das Gespräch mit Zulieferern oder Dentaldepots suchen und sich Offerten unterbreiten lassen.

Es lohnt sich beim Um- oder Ausbau der Arzt- oder Zahnarztpraxis mit Spezialisten zusammenzuarbeiten, die sich mit der entsprechenden Planung, Umsetzung und Gerätschaften auskennen. Erstellen Sie eine Liste mit medizinischen Gerätschaften, die Sie für die Ausübung Ihrer Praxistätigkeit benötigen. Vergessen Sie nicht, dass neben den medizinischen Geräten auch Mobiliar und Dekoration beschafft oder bestellt werden muss. Legen Sie ein Hauptaugenmerk auf die Einrichtungsgegenstände, auf die Sie zwingend angewiesen sind, wie beispielsweise ein Empfangstresen. Planen Sie genügend Zeit für die Planung und Herstellung ein. Vergleichen Sie die Offerten in Ruhe und planen Sie jeweils 10% als Reserve ein.

Eine erste Übersicht, an was bei einem erfolgreichen Praxisumbau oder -ausbau gedacht werden muss, lesen Sie im verlinkten Artikel.

Schritt 6: Businessplan für Praxis als wichtige Entscheidungsgrundlage

Im Businessplan wird festgehalten, welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen (z. B. freie Mittel, Vorsorgegelder, Darlehen), wie hoch der Finanzierungsbedarf ist (Um- oder Ausbau, Anschaffung medizinische Geräte, Überbrückung der ersten Monate), wie ein allfälliger Praxiskredit amortisiert wird und wie sich das Finanzierungskonzept herleiten. Ebenso dient ein fundierter Businessplan der Beantragung des notwendigen Kreditbedarfs und bildet die Basis für den vorgängigen Entscheid, ob die Praxis als Einzelunternehmung oder AG geführt werden soll. Zudem stellt der Businessplan die Grundlage für die notwendigen Versicherungen und Vorsorgelösungen dar. Kurzum; mit dem Businessplan soll die Frage beantwortet werden, wie die Praxis aktuell und in Zukunft finanziell aufgestellt ist.

Schritt 7: Personalplanung und Rekrutierung

Der Personalplanung und Rekrutierung kommt eine hohe Bedeutung zu. Einerseits sind Ihre Mitarbeitenden mitverantwortlich für den langfristigen Erfolg, für die Stimmung in der Praxis sowie für die Patientenzufriedenheit. Andererseits sind die Personalausgaben bei den meisten Fachrichtungen der grösste Ausgabenblock. Unterschätzen Sie zudem den zeitlichen Aufwand für die Personalrekrutierung mit nachfolgender Einführung nicht.

Erstellen Sie eine Übersicht der Angestellten, welche Sie für die Anfangsphase für die Praxisführung benötigen. Machen Sie sich vor allem Gedanken zu folgenden Punkten:

  • Funktionen (angestellter Zahn-/Arzt, MPA, MPK, DH, DA, PA)
  • Notwendige Pensen
  • Bruttolohn für die jeweiligen Funktionen oder Mitarbeiter
  • Reinigungsfachkraft

Für die Bruttolohnhöhe können Sie sich an vorhandene Erfahrungswerte halten oder öffentlich zugängliche Informationen der FMH oder SSO nachschlagen. Erfragen Sie allfällige Kündigungsfristen, Lohnvorstellungen, Praxiserfahrung sowie organisatorisches Flair. Aktivieren Sie, sofern rechtlich zulässig, Ihr Netzwerk. Prüfen Sie diesbezüglich zuerst Ihren eigenen Arbeitsvertrag hinsichtlich allfälliger Abwerbungsverbote. Befinden sich in Ihrem Netzwerk geeignete Mitarbeitende, kann dies einen erheblichen Mehrwert bieten. Fokussieren Sie sich bei der Personalplanung und Rekrutierung grundsätzlich am kurzfristigen Bedarf, ohne jedoch mittelfristig zusätzlich notwendige Kapazitäten zu vergessen.

Schritt 8: Wichtige Verträge bei einer Praxisgründung

Nachdem Sie in Schritt 6 die Finanzierung gesichert haben, können Sie nach vollendeter Verhandlung und Prüfung (siehe Schritt 3) den Mietvertrag unterzeichnen.

Da Sie nun als Arbeitgeber tätig werden, obliegt Ihnen die Ausarbeitung der Arbeitsverträge mit den Angestellten. Die in Schritt 7 erstellte Personalplanung hilft Ihnen bei der Ausgestaltung der Verträge. Berücksichtigen Sie in den Verhandlungen auch die Sozialversicherungs- und Nebenlohnkomponenten, welche Sie den Mitarbeitenden gewähren möchten (siehe Schritt 9).

Die folgenden Punkte sollten Sie bei der Ausarbeitung der Arbeitsverträge berücksichtigen:

  • Beginn des Arbeitsverhältnisses sowie Dauer der Probezeit
  • Arbeitszeit und Überstundenregelung
  • Entlöhnung (Stundenlohn, Monatslohn, umsatzabhängige Entschädigung)
  • Arbeitsgebiet / Funktion
  • Berufsgeheimnis
  • Ferien und Urlaubstage
  • Sonntags- und Nachtarbeit
  • Berufliche Fortbildung
  • Lohnfortzahlung und Taggeldversicherung
  • Vertragsauflösung und Kündigungsfrist

Als Sie sich mit der Miete und dem Um- oder Ausbau Ihrer Praxis in Schritt 3 & 5 auseinandergesetzt haben, ist Ihnen das Thema Verträge und das Vergleichen von Offerten schon einmal begegnet. Nun gilt es Nägel mit Köpfen zu machen und die Verträge abzuschliessen. Mögliche Beispiele für solche Verträge finden Sie nachfolgend aufgelistet.

  • Telefonie
  • Internet
  • Serviceverträge
  • IT

Es gibt diverse öffentlich zugängliche Vertragsvorlagen. Prüfen Sie jedoch die Qualität, da es grosse Unterschiede gibt. Holen Sie sich bei Bedarf professionellen Rat. Bei komplexeren Konstellationen lohnt sich häufig die Erstellung oder Prüfung des Vertrages durch einen Fachspezialisten.

Schritt 9: Umsetzung der Konzepte für die Praxisgründung

Nachdem die Finanzierung gesichert ist und der Mietvertrag unterzeichnet wurde, gilt es weitere Konzepte aus dem vormals erstellten Businessplan umzusetzen; namentlich die Finanzierungs-, Vorsorge-, Versicherungs- und Patientenakquise-Konzepte. Somit schliessen Sie in diesem Schritt die notwendigen Versicherungen ab und nehmen die definitiven Anmeldungen bei der 1. und allenfalls 2. Säule vor. Des Weiteren treffen Sie die Vorkehrungen zur eigenen Absicherung und derjenigen Ihrer Familie für den Fall der kurz- und langfristigen Erwerbsunfähigkeit sowie für den Todesfall. Vereinbaren Sie mit dem Finanzierungsinstitut die notwendigen Kreditprodukte und setzen Ihr Konzept zur Gewinnung der Patienten und Vermarktung Ihrer Praxis um.

Alle Schritte, die vorgängig erarbeitet und jetzt umzusetzen sind, in der Übersicht:

  • Anmeldung Selbständigkeit
  • Versicherungen
    • Berufshaftpflichtversicherung
    • Praxissachversicherung
    • Rechtsschutzversicherung
    • Cyberversicherung
    • Säule 1, Säule 2 und Säule 3a
    • Vorsorgeauftrag und Patientenverfügung
  • Personal
    • Personalversicherung (KTG, UVG, UVG-Z, BVG)
    • Arbeitsverträge
  • Buchhaltung
  • Finanzierung
  • Patientenakquise

Weiterführende Informationen und ausführlichere Details rund um die Umsetzung eines Businessplans für eine Arzt- oder Zahnarztpraxis sind im Artikel "Businessplan Umsetzung für Ihre Praxis: Das müssen Sie beachten" zusammengefasst.

Schritt 10: Praxisgründung und Aufnahme der Tätigkeit

Bevor die finale Praxisgründung abgeschlossen ist und die Tätigkeit aufgenommen wird, hilft es folgende Punkte nochmals durchzugehen und die entsprechenden Massnahmen aufzugleisen:

  • Berücksichtigung der individuellen, rechtlichen Anforderungen an die Gründung (Rechtsform einer Arzt- oder Zahnarztpraxis)
  • Sicherstellung aller Bewilligungen
  • Abnahme Mietobjekt (Schnittstellenprotokoll)
  • Organisation und Umsetzung eines Praxis-Apéro
  • Organisation der Praxis und definieren von Abläufen
  • Installation und Prüfung der Funktionsfähigkeit der medizinischen Geräte
  • Installation der gesamten EDV und Prüfung der einzelnen Arbeitsschritte
  • Aufnahme der Praxistätigkeit

Fazit und empfohlene Vorgehensweise

Die vorgängig behandelten Schritte und Themen sind als Orientierung während des Gründungsprozesses zu verstehen und sind nicht abschliessend, da jede Situation individuell zu beurteilen ist. Die wichtigsten Punkte und Erkenntnisse für eine erfolgreiche Praxisgründung sind untenstehend nochmals zusammengefasst.

  • Wählen Sie bei der Aufnahme Ihrer Selbständigkeit ein strukturiertes Vorgehen.
  • Erstellen Sie eine Bedarfs- und Marktanalyse sowie ein Konzept für die Patientenakquise.
  • Erstellen Sie einen sauberen Businessplan und passen Sie diesen den sich ändernden Parametern an.
  • Planen Sie für den Gründungsprozess genügend Zeit ein.
  • Zögern Sie nicht für die Erarbeitung einzelner Schritte die Hilfe von unabhängigen Finanzdienstleistern in Anspruch zu nehmen.

Was viele Ärzte und Zahnärzte oftmals unterschätzen, ist die Tatsache, dass mit einem ganzheitlichen und gut strukturierten Vorgehen beim Gründungsprozess und in den darauffolgenden Jahren mehrere CHF 10'000 gespart werden können. Um auch bei Ihrer Gründung der Praxis das Optimum herauszuholen, würden wir uns über Ihre unverbindliche Kontaktaufnahme freuen. Wir nehmen uns gerne Zeit für Sie und Ihre individuelle Situation.

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